Eva Klesse

Eva Klesse Photo
Eva Klesse, Photo: Gerhard Richter

Biographie

Die Stadt Werl in NRW schenkte ihr den Geburtsort und 1986 gab ihr das Jahr zur Geburt. Bis zur Ausbildung als Drummerin sollten noch elf lange Jahre vergehen, die sie trommelnd und schlagend mit allerlei geeigneten Instrumenten zu überbrücken, zu überschlagen hatte.

Ausbildung
Im Alter von 11 begann Eva Klesseihre Ausbildung als Schlagzeugerin. Sie studierte das Fach Jazzschlagzeug an den Musikhochschulen Leipzig, Weimar und Paris. Mit einem zweifachen Diplom (künstlerisch/pädagogisch) beendete sie 2013 ihr Studium in Leipzig mit Auszeichnung. Von 2014 bis 2016 erhielt sie ein Stipendium des DAAD für ein Studium an der New York University, das sie im Mai 2016 mit einem Master of Music abschloss.

Eva Klesse ist als Schlagzeugerin sowie Komponistin in zahlreichen Projekten tätig. Aktuell ist sie in folgenden Gruppen zu hören. Eine Auswahl:
Julia Hülsmann Oktett, im Quartett Trillmann, in der Jorinde Jelen Band, im Sarah Chaksad Orchestra. Darüber hinaus spielte sie mit Musiker*innen: Ethan Iverson, Marilyn Mazur, Wolfgang Muthspiel und Nils Landgren.
Mit dem Eva Klesse Quartett ist sie aktuell mit Evgeny Ring, Philip Frischkorn & Stefan Schönegg zu hören.

Konzertreisen führten sie in alle Welt. Eine Auswahl: USA, Lateinamerika (Argentinien, Chile, Mexiko), Mittelamerika, Asien (Malaysia, China), Türkei, Ägypten, zahlreiche Staaten Europas.

Auszeichnungen
Mit dem Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion-Ermer-Stiftung wurde Eva Klesse 2013 ausgezeichnet. Im Januar 2017 erhielt sie den Westfalen Jazz Preis, im September 2019 den JTI Trier Jazz Award. Im Frühjahr 2018 wurde Eva als Professorin für Jazzschlagzeug an die Hochschule für Musik Hannover berufen.

Aktuelles Quartett
Mit ihrem seit Januar 2013 bestehenden Quartett gab sie zahlreiche Konzerte, spielte auf namhaften Festivals. Eine Auswahl: Berliner Jazzfest, Leipziger- und Dortmunder Jazztagen, Buenos Aires Jazzfestival, Jazzfestival Münster, 12 Points Festival. Von ihrer Musik gibt es viele Rundfunkaufnahmen: NDR, WDR, BR, SR, Deutschlandfunk.

Aktuelles Album

Eva Klesse Quartett - Creatures & States

Evgeny Ring – sax
Philip Frischkorn – piano
Stefan Schönegg – bass
Eva Klesse – drums

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Es ist einfacher zu beschreiben, was das Quartett nicht spielt: weder klassischen noch zeitgenössischen Swing, auch keinen Funk oder jazzigen Rock in jedweden Varianten, keine klassischen Balladen, keinen Free Jazz. Was bleibt? Free Cool Jazz? Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Versuchen wir eine Annäherung an die Musik ohne die konventionellen Begrifflichkeiten.

Die Musik zeigt sich als ein breiter "Rahmen", den Komposition und Arrangement nur lose einfassen. Schlagender formuliert: ein weiter musikalischer Raum, den die Schlagzeugerin absteckt, abtrommelt, den sie ihren Kollegen anbietet, damit sie ihn mit eigenen Ideen, eigenem Ausdruck füllen können.

Die Soli der Kollegen von Sax, Piano und Bass sind überwiegend verhalten im Ausdruck, eher lyrisch introvertiert als unbändig expressiv. Dabei werden längere musikalisches Statements bevorzugt: Thema oder Motiv andeuten, ausbauen, zum Laufen bringen, verstärken, sich wieder zurücknehmen, den anderen das Feld überlassen. Zentrale Persönlichkeit in diesem Spiel ist die Drummerin Eva Klesse, die ihre Funktion als Chefin integrierend ausfüllt. Sie gibt zwar rhythmisch vor, überlässt jedoch die Ausgestaltung ihren Kollegen. Genau das ist eine der großen Freiheiten im Jazz: die Gleichberechtigung der Instrumente, der individuellen Stile bei der Interpretation der Themen.

Das ist besonders beim Bass zu bemerken, der dadurch viel Raum für individuelles Spielen erhält, um sich von traditionellen Rollen zu emanzipieren. Stefan Schönegg ist oft solistisch zu hören, prägt dann stark den Sound des Ensembles. Ähnliches kann Pianist Philip Frischkorn in Anspruch nehmen. Auch sein Spiel löst sich von der „nur“ harmonischen Akkordbegleitung. Die Spielweise des Saxofons ist ebenfalls nicht so exponiert, wie das bei vielen Jazz-Quartetts üblich ist, bei denen die Rhythmusgruppe dem Bläser einen rhythmisch-harmonischen Raum mehr oder weniger perfekt anbietet, in dem der Saxofonist glänzen und brillieren kann. Nichtsdestotrotz nutzt Evgeny Ring seinen Freiraum. Da überwiegt sein verhaltener, eher lyrischer Stil, dem er treu bleibt, auch wenn gelegentlich harmonisch freie Ausflüge zu hören sind. Er zeigt seine Vielfalt, wenn er mit ausgereiften, warmtönenden Linien ein Thema in klangvolle Balladen verwandelt.

Das alles ist der Lady am Schlagzeug zu verdanken, die mit dem weitgesteckten „Rahmen der Komposition“ die wesentliche Basis dazu liefert. Dafür braucht sie kein wuchtiges Drumming, kein energetisches Power Play, schon gar kein wildes Dreschen. Mit feinsinnigem Spiel, subtiler Technik und mit melodischem Trommeln kann Eva Klesse die gleichen Resultate erzielen.

Text: Cosmo Scharmer

Diskographie

  • Xenon, 2014
  • Obenland, 2016
  • miniatures, 2018
  • creatures & states, 2020

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