KALI Trio

KALI Trio Photo
KALI Trio, Photo: Simon Habegger

Biographie

Das KALI Trio ist eine Schweizer Post-Genre-Band.

Diese besteht aus Raphael Loher (p), Urs Mülller (g) sowie Nicolas Stocker (dr) und funktioniert als Kollektiv, in dem jedes Mitglied gleichberechtigt zum Schreib- und Kreativprozess beiträgt. Das aktuelle Album trägt den Titel «LOOM», weiter steuert das Trio Musik zu Thomas Imbachs 2021 erscheinendem Film «Nemesis» bei.

KALI Trio halten sich auf ihrem neuen Album aus Kategorisierungen heraus. Mit «LOOM» schaffen die drei Schweizer eine Platte, die in ihrer Gesamtheit viele Gegebenheiten radikal hinterfragt und so ganz im Zeichen des Post-Genre-Stils steht.

Das englische Wort Loom hat zwei verschiedene Bedeutungen: Einerseits steht es für eine Vorrichtung, die einzelne Fäden zusammenwebt, also einen Webstuhl. Andererseits beschreibt der Begriff als Verb die Aktion, etwas bedrohlich, verzerrt oder grossflächig erscheinen zu lassen – es bahnt sich etwas an! Beide Gedankengänge passen zur neuen Platte von KALI Trio: Diese steht für Absicht, Ablauf sowie Atmosphäre und wirkt so ambitioniert wie ausgefeilt.

Aktuelles Album

Kali Trio - Loom

Auf «LOOM» finden sich zwar «nur» deren vier Stücke. Trotzdem ist die Platte dank ihrer Spielzeit von rund 45 Minuten und dem darauf zu findenden Soundmaterial wahrhaftig imposant geworden. Durch das Verwenden subtiler Veränderungen, Wiederholungen und ausgedehnter Zeitspannen evoziert das Material die Mechanik von Trance-Musik. Die spartanisch-anmutende Ästhetik unterstreicht dabei jene Beobachtung, die mehr nach Club denn nach Bühne klingt – ausgeführt mit akustischen Instrumenten. So entfaltet sich ein cineastischer und hypnotisierender Gesamteffekt oder: eine klangliche Dokumentation eines sich entfaltenden Tagtraums.

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Während die Entwicklung des Albums ganze drei Jahre in Anspruch nahm, dauerten die Aufnahmen nur sechs Tage. Der Prozess begann mit 25 Skizzen, welche in unterschiedlichem Masse weiterentwickelt wurden und brachte schliesslich die vorliegenden vier Kompositionen hervor. Aufgenommen in einem kleinen unterirdischen Gewölbe, klingt das Endergebnis passend zum Raum intim und emotional. Zugleich ist die Musik durch ihren Dancefloor-Drive und die filmische Atmosphäre fesselnd geworden und zeugt vom grossen handwerklichen Können der Band.

Dieses drängt sich jedoch nie in den Vordergrund mit aufmüpfigen Soloeskapaden oder sonstigen Ego-Exzessen. Im Mittelpunkt steht immer der Song, der sich prozessartig entwickelt, geschrieben, gedacht und gespielt als Kollektiv. Präzise Überlagerungen, klar performte Patterns, vielseitige Sounds sowie Effekte, und eine ureigene Klangkraft kommen bei den Stücken zum Zuge.

«Folding Space» zum Beispiel basiert auf einem 19/8-Pattern, welches bei jeder zweiten Wiederholung auf den Offbeat dreht. «Transitoriness» hingegen erscheint wie ein Four-on-the-floor-Puls, bewegt sich aber tatsächlich auf einem verschachtelten Vier-über-fünf-über-drei-Polyrhythmus. Und «Shipol» bildet sich aus ständig verschiebenden Klavier-, Snare- und Bassdrum-Akzenten, welche den Song so wirken lassen, als würde er im 7/16-Takt gespielt werden und nicht im 4/4-Takt, der er tatsächlich ist. Alles in allem ergeben die vielseitigen, subtilen Mood-Wechsel dieser nach vorne gespielten Kompositionen einen unglaublichen Flow oder besser: eine Sogwirkung. Gerade die ersten paar Hörgänge lassen so in Ekstase abdriften und zum Ende der Wiedergabe sogleich auf die Replay-Taste drücken.

«Dry Soul» hingegen besitzt einen anderen Vibe: Das Stück erinnert mit seinem langsameren Tempo an weite Welten im Zeichen des Ambients und wird von KALI Trio als ihre Coltrane-Doom-Ballade bezeichnet. In vielerlei Hinsicht stellt der Track den spirituellen Anker der Platte dar und bildet einen Kontrast zu den drei zuvor beschriebenen Songs.

Auf die Frage nach der Umschreibung ihrer Musik antworteten KALI Trio einst: «Irgendwo zwischen der Prosa von T.C. Boyle und den Traumbildern von Tarkowski.» Das macht Sinn: Einerseits ist «LOOM» ausgefeilt und absurd zugleich geworden. Andererseits steckt in diesem Album eine spirituell-sphärische Tiefe, die nicht mehr kategorisiert werden kann. Und um Musikstile geht’s hier sowieso schon lange nicht mehr. Willkommen im Zeitalter des Post-Genres!

Diskographie

  • Loom 2021
  • Riot 2019

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